Deutungs- und Nutzungskonflikte der Gegenwart: drei Großprojekte der NS-Zeit
Study Project at the Bauhaus-University Weimar (Master’s degree course in Urbanism)
1.FS Masterstudiengang Urbanistik
Lehrende: Prof. Dr. Max Welch Guerra (Professur Raumplanung und Raumforschung), Dipl. Ing. Mark Escherich (Professur Denkmalpflege)
Max Welch Guerra, Bauhaus-Universität Weimar, max.welch@uni-weimar.de
Noch nach 80 Jahren beschäftigt das städtebauliche Erbe der NS-Zeit Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit. Dies gilt besonders für Großprojekte, die in den 1930er-Jahren errichtet wurden. Zur politischen und Planungskultur der Bundesrepublik gehören intensive Diskussionen über die Deutungen und Umdeutungen der Hinterlassenschaften der NS-Zeit, gerade wenn diese zum Gegenstand neuer Planungen werden. Die räumliche Dimension der realisierten Großprojekte macht die Suche nach zeitgemäßen Nutzungen schwieriger.
Räumlicher Gegenstand der LV sind drei sehr verschiedene Anlagen der NS-Diktatur. Es handelt sich um das knapp fünf Kilometer lange Seebad-Ensemble Prora (1935-1939) auf der Insel Rügen, um das ca. 300 Hektar große Tempelhofer Feld in Berlin (1934-1941), sowie um das geplant 2450 ha umspannende Reichsparteitagsgelände bei Nürnberg (ab 1933).
Interdisziplinäre urbanistische Forschung prägt entsprechend dem Profil des Studiengangs ‒ unser Arbeitsprogramm. Den Zugang suchen wir über Konflikte, die in den letzten Jahren ausgelöst wurden, wenn es darum ging, die Funktionen dieser Bauwerke umzudefinieren. Mit den Mitteln der Planungs- und Gesellschaftswissenschaften sowie der Denkmalpflege und durch zumindest drei Exkursionen werden wir uns gemeinsam ein fachliches Urteil über den Stand der Dinge vor Ort und auch über den Stand der bundesdeutschen Planung bilden. Zum Programm gehört ebenso, dass wir die Methoden unserer urbanistischen Forschung systematisch reflektieren und exemplarisch testen, wie aufschlussreich Konflikte sein können, um planungspolitische Unübersichtlichkeit zu bewältigen.