Ästhetik der Platte Wohnungsbau in der Sowjetunion zwischen Stalin und Glasnost
Book by Philipp Meuser, 728 pages, 1.400 images, Berlin: DOM publishers, 2015
Harald Bodenschatz, Technische Universität Berlin, harald.bodenschatz@tu-berlin.de
Der industrielle Wohnungsbau der Sowjetunion ist kein Thema neben vielen anderen, sondern ein Schlüsselthema der Architektur- und Städtebaugeschichte des 20. Jahrhunderts weit über Russland hinaus. Er umfasst in zeitlicher Hinsicht die lange Spanne von 1955 bis 1991 und betraf den Alltag von Millionen Sowjetbürgern, ja er betrifft den Alltag postsowjetischer Bürger noch heute. Das Zentrum des Buches bilden die Kapitel über die Städte Moskau, Leningrad und Taschkent. Nahezu unbekannt ist bislang der industrielle Wohnungsbau in Taschkent, der in den 1970er Jahren viertgrößten Stadt der UdSSR und Hauptstadt der usbekischen Republik, der als sowjetische Musterstadt des industrialisierten Bauens nach den Zerstörungen des Erdbebens im Jahre 1966 eine besonderer Bedeutung zukommt. Das Buch bereichert die Forschungslandschaft zu Architektur und Städtebau in der Sowjetunion entscheidend. Es ist auch außerordentlich schön gestaltet. Die zahlreichen Abbildungen sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Argumentationsstruktur. Nolens volens trägt das Buch überdies dazu bei, den wissenschaftlichen Austausch zwischen Russland und Deutschland in Zeiten erkalteter Beziehungen zu pflegen.