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Städtebau und Diktatur unter Salazar und Franco – eine europäische Perspektive

Vorstellung des gleichnamigen Forschungsprojekts an der Universität Kassel am 29. Oktober 2014

Uwe Altrock, Universität Kassel, altrock@asl.uni-kassel.de

Im Rahmen der Vortragsreihe des Fachbereichs Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung stellten Prof. Dr. Harald Bodenschatz (TU Berlin), Christian von Oppen (TU Berlin) und Piero Sassi (Bauhaus-Universität Weimar) erste Ergebnisse eines DFG-geförderten Forschungsprojekts vor.

Harald Bodenschatz ging auf den Forschungsrahmen und den Kontext des Projekts ein, in das das Fachgebiet Stadtumbau/Stadterneuerung an der Universität Kassel informell eingebunden ist. Von besonderer Relevanz erscheint für den deutschen Forschungskontext und die internationalen Verflechtungen der Diktaturen in Europa nicht zuletzt, mit welch großem Aufgebot deutsche und italienische Truppen am spanischen Bürgerkrieg teilnahmen und wie groß die Schuld ist, die sie auf sich luden – nicht nur bei der Zerstörung der baskischen Stadt Gernika. Bodenschatz erinnerte auch an die außerordentliche Rolle, die Lissabon Anfang der 1940er Jahre für kurze Zeit als Treffpunkt von Flüchtlingen aus ganz Europa spielte. Verblüffend aus heutiger Sicht erscheint, dass berühmte Wahrzeichen der Stadt wie das Hieronymus-Kloster in ihrem städtebaulichen Umfeld stark von der Diktatur beeinflusst wurden oder die Diktatur auf eine Ebene mit der Größe des untergegangenen portugiesischen Weltreichs stellt wie das 1960 errichtete Denkmal der Entdeckungen.

In diesem Sinne machten auch Christian von Oppen und Piero Sassi anhand von Einzelprojekten deutlich, dass der Städtebau unter den iberischen Diktaturen weit über staatliche Repräsentationsbauten hinausreichte und sowohl stilistisch als auch im Hinblick auf die Stadtproduktion nicht leicht einzuordnen ist. Bekannter sind vielleicht noch Orte wie das Tal der Gefallenen als spanisches Nationalmonument zur Verherrlichung der Franco-Diktatur. Weniger bekannt sind dagegen vermutlich die starken Einflüsse der Diktatur auf den Städtebau in Madrid sowie die Projekte zum Bau von Universitäten in Lissabon und Coimbra, die ein breites Spektrum von städtebaulichen Zugängen offenbaren.

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